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modomiro

  • Ukrainischer Mohnkuchen

    26. November 2020

    Normalerweise backe ich Kuchen gerne mit Vollkorn-Mehl oder wenigstens Mischungen aus Vollkorn- und Weißmehl. Bei diesem Kastenkuchen, der so ganz unprätentiös und einfach daherkommt, ist man aber gut beraten, bei der Standard-Type 405 zu bleiben. Nur dann hat der Kuchen eine schöne zarte Krume und lässt den feinen Vanille-Mohn-Geschmack hervortreten.

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    Ukrainischer Mohnkuchen

    Dieses Rezept ergibt einen schönen Kastenkuchen, bei dem der Mohn nicht wie bei deutschem Mohnkuchen als Mohnmasse gefüllt wird, sondern gemahlen direkt Bestandteil des Teigs ist.
    Vorbereitungszeit1 Std.
    Zubereitungszeit1 Std.
    Gericht: Kuchen
    Land & Region: Russisch
    Portionen: 12 Scheiben

    Zutaten

    • 125 g Blaumohn
    • 160 ml Vollmilch
    • 1 Vanilleschote ausgekratzt, Schote und Inhalt getrennt
    • 1 Prise Salz
    • 220 g Rohrohrzucker
    • 2 Eier getrennt
    • 200 g Mehl
    • 2 TL Backpulver gestrichen

    Anleitungen

    • Der Blaumohn muss sehr fein gemahlen sein, bis er ein feines Mus ist. Alternativ geht auch ein Blender oder Zauberstab, dann aber nur pulsen und darauf achten, dass der Mohn nicht zu warm wird. In Reformhäusern kann man sich den Mohn auch mahlen lassen, dann am selben Tag verarbeiten, fein gemahlener Mohn verliert schnell an Geschmack und wird ranzig.
    • Die Mohnmasse mit der Milch, der leer gekratzten Vanilleschote und einer kleinen Prise Salz aufkochen und vom Herd ziehen. Quellen und auskühlen lassen, etwa eine Stunde. Die Mohnmasse sollte nur noch handwarm sein. Die Vanilleschote entfernen.
    • Butter und Zucker schaumig rühren, am besten mit Rührmaschine und Quirlen. Eigelbe und das Vanillemark der Schote hinzurühren.
    • Mehl und Backpulver zusammensieben.
    • In die Buttermasse nun die Mohnmasse einrühren und zügig löffelweise das Mehl unterheben.
    • Den Teig nun in eine gefettete Kastenform geben und bei 180°C etwa eine Stunde backen. Nach 45 Minuten eine Hölzchenprobe machen.
    • Mit Puderzucker bestreut oder einem Guss nach Wahl servieren.
  • august­himmel

    2. September 2016

    wenn es kühl ist
    der himmel sommerblau
    dass man das gesicht hineintauchen will
    überall übervoll
    dunkel und grün
    selbst zwischen parkenden autos der stadt

    dann erscheint alles getan,
    dann atmet alles aus,
    verspricht: der rest kommt von allein, ohne mühen
    und die luft erinnert sich das erste mal
    an den herbst mir
    zerspringt das herz
    ein hohler, trockener ton

  • Erinnerung

    2. Juli 2015

    Ich streiche mit der Hand in das Wasser, langsam, um die rot-weiß gefleckten Fische nicht zu verschrecken. Sie scheinen zu hoffen, dass ich sie füttere und fürchten sich nicht.

    „Was machst du da?“

    „Ich erinnere mich.“

    „An was?“

    „An nichts bestimmtes. Ich erinnere mich, wie es ist, sich zu erinnern.“

    Ein besonders großer und schöner Koi zieht langsam, dicht unter der Oberfläche einen vollkommenen Kreisbogen. Er ist prachtvoll, fast vollständig rotorange bis auf einen weißen Halbmond, der ihm auf der Stirn sitzt. Kleinere Kois, Goldfische und schlanke schwarze Fischlein, deren Name mir nicht einfallen will, weichen ihm aus. Der Große hat meine Hand erreicht. Seine Schuppen streichen an meinen Fingerkuppen entlang.

    Alle anderen Fische sind verschwunden. Der Große schwimmt um meine Finger und an meiner Handfläche entlang. Es ist ein festes, bestimmtes und doch auch merkwürdig schwindendes Gefühl – ich versuche der Berührung nachzuspüren, aber es ist, als hätte das Wasser sich nur für einen winzigen Moment die Form dieses Fisches gegeben und würde in genau dem Augenblick, wo es als Fisch meine tastenden Fingerspitzen verläßt, wieder zu weichem, fließendem und ununterschiedenem Wasser werden, zu Wasser im Wasser.

    Sie streicht meinen Rücken entlang wie ich dem Fisch den Rücken entlangstreiche und geht zurück ins Haus. Ich höre sie noch sagen:

    „Der Fisch wird enttäuscht sein, wenn du ihn nicht auch fütterst. Dann wird er nicht mehr kommen, wenn du nach ihm siehst.“

    Ihr Stimme verklingt. Langsam drehte der Fisch ein letztes Mal bei, stößt die Hand zur Seite, ungeduldig und dann doch duldsam. So wie ich die Finger aus dem Wasser hebe, langsam, taucht der Große wie ein fallendes Blatt in das tiefe grünschwarze Wasser. Ich sehe zu, wie er kleiner wird, wie das tönende Rotgold verblasst und immer grauer wird. Ich kann ihn bald schon nicht mehr sehen. Das Wasser liegt still da, still und unbewegt. Ich vermisse sie so sehr. So sehr.

  • eisvogel

    26. Mai 2009

    smaragdblauer sturz
    leuchten den spiegel zerbricht
    fischlein im himmel

  • unter bedingungen

    23. Februar 2008

    das erste mal tat es noch weh
    verzeih mir
    das ist kein vorwurf

    jetzt bist du ein anderer
    ein anderer ist du

    unter bedingungen

    warum diese gezeiten
    nicht eine flut?

    ich tanze und siehst es nicht
    wenn ich tanze gibt es nicht
    du und dich

    unter bedingungen

    zeiten und gründeln
    gründe und zeitlich
    gehn wir

    bedingt und –dacht
    bauen ein schildbürgerhaus
    in dem keiner wohnt

    unter bedingungen

    die ersten lippenblüten
    sind die honigvollsten
    am ersten tag im ersten jahr

    sommerhonig wird bitter
    und herbsthonig ist kalt

  • Glück

    18. Juli 2004

    Felicitas ist immer glücklich, was sie sehr unglücklich macht. Wir fanden sehr glücklich zusammen: sie verpasste ihren Flug in die DomRep, den sie in einem Preisausschreiben gewonnen hatte – ich verpasste meinen nach Helsinki, das Flugzeug liegt jetzt auf Ostseegrund. Alles, wegen eines Bombenalarms, der unseren Aufbruch verhinderte, sodaß wir, zufällig gemeinsam gestrandet, die Zeit bis zur Entwarnung totschlagen mussten. „Da haben wir ja Glück gehabt“, sagte sie und küsste mich, zurück auf dem Hotelzimmer, meinem, als die Katastrophenmeldung im TV mich unter ihr hochschrecken ließ. Wir liebten uns laut, ein zweites Mal.

    Felicitas ist immer oben und hört Musik nur in Dur. „Es sind die Augenblicke, die wichtig sind“, sagt sie und meint damit eigentlich ihr ganzes Leben. Sie ist ein heiles Kind und liebevoll haben ihre Eltern mich aufgenommen, mir ist übel gewesen vom Pflaumenkuchen mit Schlag und zurück bei ihr haben wir uns wieder geliebt.

    Sie ist so verrückt, ich muss immer noch lachen, wie sie mit einem Hündchen im Arm vor mir stand, aufgeregt mit geröteten Wangen. Er hat sie gefunden, ist ihr nachgelaufen den ganzen Weg nach Haus, da muss sie ihn doch behalten. Wir finden gemeinsam heraus, dass dieses Zotteltier ein Apso ist, ein Glückshund. Da kann sie nicht mehr anders.

    Alle waren da zur Hochzeit, alles weiß und gold und lachend. Wir flogen in den Honigmond, natürlich Karibik, sie konnte uns das leisten mit ihrer Prämie für den Slogan „Denn Glück ist planbar“. Neider sagen ihr einen Glücksstern nach, dabei ist sie klug.

    Meine Frau genießt das kommerzfreie Kuba, „es ist in den kleinen Dingen, das Glück“ und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht.

    Für unsere Zukunft fanden wir schnell ein perfektes Architektenhaus bei Potsdam. Wir liebten uns durch alle Zimmer und machten uns ein Kind. „Hanna ist ein Mongo,“ sagt Felicitas befreit, „sie ist unsere Gnade.“ Denn es ist das Besondere, lerne ich von ihr, das glücklich macht.

    Mein Geschreibsel bringt sie bei einem Verlegerfreund unter, so haben wir unser Auskommen auch ohne ihre Karriere. Sie will ganz Mutter sein.

    Felicitas glückt alles. Selbst ihre Affären. Deshalb, glaube ich, ist sie sehr unglücklich. Ich merke, dass es andere Männer gibt, selbst wenn sie mir keine Anlässe liefert, keine unerklärten Verabredungen, keine unbekannten Rufnummern, es wird ein Freund sein, denke ich mir, oder Zufallsbekanntschaften. Sex liegt auf der Straße, sie braucht sich nur bücken. Ich liebe sie für ihre Freundlichkeit und Umsicht, mit der sie ihre Amouren verbirgt.

    Ich muss mitleidlos sein. Ich erschlage Lucky, er soll sie ein letztes Mal begrüßen, wenn sie mit Hanna von der Krankengymnastik zurückkommt, ich verbrenne meine Bücher im Wohnzimmer, die Fotoalben, die Videos, das Haus will nicht brennen, ich trinke den Courvoisier, die Flasche Abschied ihrer Kollegen, hoffe auf eindrucksvollere Flammen, aber es wird alles nur schwarz, das Laminat schlägt Blasen, ich bekomme kaum Luft, steige nach draußen, über den leblosen Hund. Es ist etwas theatralisch, aber ich nehme einen Flieger nach Helsinki.

    Ich hoffe, sie wird jetzt wirklich, wirklich glücklich. Ich liebe sie sehr.

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